Blog

search for me

Yoga - ein Weg der Erfahrung

Stell dir vor, es gibt einen Berg namens Yoga, den du besteigen möchtest. Du kannst an 8 verschiedenen Stellen in die Besteigung dieses Berges einsteigen. Es gibt längere und kürzere Wege, aber alle laufen sie irgendwann zusammen und enden auf dem Gipfel. Jeder der Wege bietet dir andere Erfahrungen, andere Aussichten und alle enden sie allein nicht am Gipfel. Erst wenn alle 8 Wege gegangen wurden, wird der Gipfelweg sichtbar.
Und du kannst dir das, was dich auf den verschiedenen Wegen erwartet, nicht vorstellen. Keine Kraft dieser Welt mag dir deine individuellen Erfahrungen und Aussichten vorherzusagen. Sosehr du dich vielleicht auch auf diese Besteigung vorbereitest, du kannst dir den Weg nicht vorstellen oder erdenken - du musst ihn begehen und erfahren.

Der Yogaweg ist ein Erfahrungs- und Erkenntnisweg über das Wesen des Menschseins. Das Verstehen des Wesens des Menschseins befreit den Menschen von Leid und schenkt inneren Frieden - und das ist es, was die Menschen seit Jahrtausenden antreibt.
Aber die Höhen und Tiefen des Menschlichen lassen sich nicht erdenken oder vorstellen, sie müssen erfahren werden - ganz individuell und gebunden ans TUN.

Entsprechend lautet das erste Yogasutra (Das Yogasutra ist eine der wichtigsten Schriften des Yoga):

atha yoga-anusasanam.

Es gibt verschiedene Übersetzungen/Deutungen dieser kurzen Aussagen auf Sanskrit. Die, die mich abgeholt hat, lautet:

Jetzt beginnt Yoga, das auf Erfahrung beruht.

Die Erläuterung von R.Sriram zu diesem Yogasutra lautet: “Einheit lässt sich nicht erdenken oder erfühlen, sondern übend erfahren.” Und diese Erläuterung bezieht sich auf alle 8 Yogawege.
In unserer Gesellschaft können wir uns das Üben und damit Erfahren in der Asanapraxis vorstellen. Dieser Weg allein wird dich aber nicht zu der Erkenntnis führen, die Yoga für dich und jeden von uns bereit hält. Der große Hipe des Yoga beruht aber vor allem auf dieser rein körperlichen Praxis. Es ist natürlich so, dass du verschiedene Erfahrungen der körperlichen Asanapraxis übertragen kannst auf andere Bereiche und sich auch dein mentaler Zustand während der Praxis etwas beruhigt, aber die volle Wirkung der Yogapraxis in ihrer Gesamtheit bleibt dir verborgen.

Was aber genau ist mit Erfahrung gemeint? Ich möchte dir zwei Beispiele dafür geben.
Was vor allem die Asanapraxis vermag, ist das Gefühl einer Einheit aus Körper-Geist-Atem zu vermitteln. Du und alle anderen auf dieser Welt kennen den eigentlichen Zustand des Seins - der Körper läuft einen Weg während der Geist vergangene Situationen Revue passieren lässt oder zukünftige Ereignisse sich vorstellt. Der Atem ist in solch einer Situation ein “Anhängsel”, dessen du dir nicht bewusst bist. Jedes der 3 Teile (Körper, Geist, Atem) ist gerade woanders unterwegs. In diesem Zustand wirst du dir deiner Umgebung nicht bewusst, siehst nicht die hellen Farben der Frühjahrsblüher, spürst nicht die Wärme der Sonne, hörst nicht den Ruf der zurückkehrenden Kraniche am Himmel.
Die Asanapraxis vermag es, den Geist an das zu binden, was der Körper gerade tut. Es ist halt schwierig, z.B. in einer Balancehaltung zu sein während der Kopf den Einkaufszettel schreibt. Das Herausfallen aus der Haltung ist dann vorprogrammiert. Wir fühlen uns nach einer Yogastunde deshalb so entspannt, weil wir diese Einheit erfahren haben.

Ein weiteres Beispiel ist die Erfahrung der Unruhe in deinem Geist. Viele von euch haben sich schon in Meditation versucht. In der Meditation soll der Geist zur Ruhe kommen, wobei eine völlige Ruhe bzw. Gedankenfreiheit nicht das Ziel ist.
Bei meinen ersten Meditationsversuchen wäre ich am liebsten nach wenigen Minuten schreiend vor meinem eigenen Geist davon gelaufen, von Ruhe konnte keine Rede sein. Das Gedankenkarussell drehte sich scheinbar beim meditieren nur noch schneller. Erst als ich verschiedene Techniken der Beobachtung des Geistes lernte, stellte sich eine gewisse Ruhe ein. Ich konnte Muster in meinem Gedankenkarussell erkennen und daraus Schlussfolgerungen über Themen, die mich beschäftigen ziehen. Erst durch das Erfahren der Unruhe in meinem Geist wurde ich in die Lage versetzt, bestimmte Themen zu erkennen und an oder mit ihnen zu arbeiten.
Heute setze ich mich in unruhigen Zeiten meines Lebens ganz bewusst zum meditieren hin, um mir der gerade aktuellen Themen bewusster zu werden.

Und diese beiden Beispiele sind eine Yogaerfahrung. Bricht man es noch weiter runter auf die rein körperliche Ebene der Asanapraxis, dann führt jede noch so kleine Bewegung deines Körpers zu einer körperlichen Erfahrung. Es ist ein Unterschied, ob du nur Stehst oder ob du in Tadasana bewusst stehst. Aus der Erdung und Stabilität von den Füßen bis ins Becken kannst du dich in Tadasana im Oberkörper mehr aufrichten und Entspannung in den Schultern erfahren. Allein dieser kleine Unterschied kann langfristig enorme Auswirkungen auf deinen Stand oder dein Gehen haben. Und wenn du dann die Arme dazu noch hebst, entsteht plötzlich Weite und Raum im Brustkorb - ein Raum, den du mit Atem füllen kannst.

Alles das sind Yogaerfahrungen, die du nur machen kannst, wenn du aktiv den Yogaweg gehst. Und wenn du die tiefe Wirkung des Yoga wirklich für dich nutzen willst, dann gehe alle 8 Wege des Yoga. Wenn du daran Interesse hast und den Weg gemeinsam mit mir gehen möchtest, dann melde dich bei mir. Vielleicht werden wir eine kleine Gruppe von Menschen, die mehr wollen als nur die Asanapraxis - ich würde mich freuen.